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Jugendliche auf Entdeckungsreise

Jugendlichen

Für den Sport das Zuhause verlassen!

Wie ergeht es Jugendlichen, die ihr Zuhause schon früh verlassen, um ihre sportlichen Ziele zu erreichen?

Leonie, Paul, Frederik und Jannik haben ihr Zuhause schon sehr früh verlassen, um sich sportlich besser weiterentwickeln zu können. Sie geben Einblick wie es dazu gekommen ist und welche Schwierigkeiten, aber auch positive Erfahrungen sie dabei gemacht haben.  

Danke Leonie, Paul und Frederik und dem Management von Jannik Sinner zunächst dafür, dass ihr euch bereit erklärt habt, über euren sportlichen Werdegang und die zugrundeliegende Motivation(en) einige Fragen zu beantworten.
Hinweis: Die Antworten von Jannik Sinner wurden einem Interview von Zeit-Online entnommen, die mir sein Management mit der Erlaubnis zusandte, Auszüge zu entnehmen.

Schildere bitte ganz kurz mit wie vielen Jahren du die Heimat verlassen hast und wohin es dich getragen hat!

  • Leonie (Ski alpin): Ich habe meine Heimat im Alter von 10 Jahren verlassen, um die Ski-Mittelschule in Neustift (Österreich) zu besuchen. Mein Ziel war und ist es, eine professionelle Skifahrerin zu werden, und diese Schule bot die optimale Kombination zwischen Schule und Sport, um diesem Traum näherzukommen.

  • Paul (Eishockey): Ich habe mit 15 Jahren Gröden verlassen und bin nach Regensburg in Bayern gezogen, um dort Eishockey zu spielen.

  • Frederik (Ski alpin): Ich bin mit 14 Jahren von München nach Mals Italien gegangen.

  • Jannik Sinner (Tennis): Er ist mit 13,5 Jahren von Zuhause weg und zu Riccardo Piatti ins Trainingscamp gegangen, das an der ligurischen Küste liegt.
     

Du hast dich also schon ganz früh entschlossen, auch von Zuhause weg zu gehen, um eine optimale sportliche Ausbildung in Anspruch zu nehmen. Wie ist es zur Entscheidung von Zuhause weg zu gehen gekommen?

  • Leonie: „Meine Leidenschaft für das Skifahren und der Wunsch, mich auf hohem Niveau zu verbessern, führten dazu, dass ich bereit war, diesen großen Schritt zu wagen. Die Ski-Mittelschule Neustift bot mir die besten Bedingungen, um meinen sportlichen Traum zu verfolgen.“

  • Paul: „Es war schon von Kindheit an mein Traum und mein Ziel mit Eishockey erfolgreich zu werden. Als Kind in der Zeit aufgewachsen zu sein, als gerade die ersten YouTube Videos mit NHL-Highlights herausgekommen sind, hat diese Traumvorstellung, irgendwann auch auf diesem Niveau zu spielen, verstärkt. Mein Vater, der selbst Torhüter war, hat diese Motivation und das Talent mit jungen Jahren früh erkannt und mich immer mit bestem Material, Trainingscamps und allem nötigen unterstützt, bis es dann mit 14 Jahren konkret wurde, dass ich diesen Traum verfolgen darf und ins Ausland gehen kann. Der Kontakt zu Regensburg entstand durch einen Freund, der dort schon spielte und uns mitteilte, dass gerade eine Torhüter Position frei geworden ist. Zurückblickend habe ich nicht sehr lange darüber nachgedacht, ob ich gehen möchte oder nicht. Es war mir gleich klar, dass ich diesen Schritt machen will. Ich wusste nicht was mich erwarten würde, aber die Motivation war groß und entscheidend dafür mein Zuhause so früh schon zu verlassen.“

  • Frederik: „Die Entscheidung entstand durch den einfachen Grund, dass die Förderung auf einer normalen deutschen Schule nicht ausreichend für meinen Skisport war. Heißt, ich bekam keine Befreiungen oder die Nachsicht, dass ich Skifahren als Leistungssport tätige.“

  • Jannik auf die Frage von Giovanni di Lorenzo von Zeit-Online: ZEIT: Aber Sie wussten schon als Teenager im Camp von Piatti, dass Sie die Kraft haben? Jannik: „Ich wollte das durchstehen. Wenn man etwas will, geht es ein bisschen leichter.“
     

Was haben deine Eltern zu dieser Entscheidung gesagt?

  • Leonie: „Meine Eltern standen meiner Entscheidung zunächst mit gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits waren sie stolz, dass ich so früh wusste, was ich erreichen wollte. Andererseits hatten sie natürlich Bedenken, ihr Kind in so jungen Jahren aus dem Haus zu lassen. Letztendlich unterstützen sie mich aber, weil sie sahen, wie sehr mir das Skifahren am Herzen lag und weil sie nur das Beste für mich wollen.“

  • Paul: „Meine Eltern haben mich bei meiner Entscheidung vollkommen unterstützt, meine Mutter war vielleicht nicht so überzeugt wie mein Vater und ich, hat mir aber trotzdem den Rücken gestärkt. Mein Vater hat mir deutlich gemacht, was es bedeuten würde das Zuhause zu verlassen und dass es nicht einfach wäre und nicht immer gut laufen würde, aber meine Motivation für das neue Abenteuer war so groß, dass ich nicht daran dachte.

  • Frederik: „Die waren glaube ich sehr stolz, sie fanden es eine gute Idee, auch wenn sie wahrscheinlich ein bisschen traurig waren, dass ich so früh weg gegangen bin.“

  • Jannik: Nachdem die Eltern ihn nach Bordighera gebracht hatten:Der Blick von meiner Mama beim Abschied war ein bisschen, nicht ängstlich, aber zweifelnd. Meine Eltern starteten dann wieder, und nach einer Stunde rief ich sie an und sagte: Bei mir passt es hier, es ist alles okay.“

 
Hattest du Heimweh?

  • Leonie: „Ja, es gab definitiv Momente, in denen ich Heimweh hatte. Besonders am Anfang, als alles noch neu und ungewohnt war, vermisste ich meine Familie sehr. Doch mit der Zeit gewöhnte ich mich an die neue Umgebung, und meine neuen Freunde halfen mir, mich abzulenken und trugen dazu bei, dass ich mich sehr wohl fühlte und gerne dort war. Der Gedanke an meine sportlichen Ziele gab mir zusätzlich die Kraft, mich immer wieder daran zu erinnern, warum ich diesen Schritt gewagt hatte.“

  • Paul: „Ich hatte als Kind immer schon Heimweh sobald ich irgendwo anders war und gerade anfangs als alles neu war in Regensburg und ich noch niemanden kannte war es schwierig für mich. Meine Freunde waren hier in Gröden und anfangs hatte ich viel Kontakt zu ihnen, was bestimmt das Heimweh verstärkt hat. Mit der Zeit, als ich in Regensburg neue Freunde gefunden habe und mich mit dem Umfeld und der Stadt angefreundet habe, wurde das Heimweh immer weniger, bis es irgendwann verschwand und ich mich dort wohlfühlte.“

  • Frederik: „Nein, überhaupt nicht. Ich war selbst darüber sehr überrascht, jedoch genieße ich es auch ein wenig von Zuhause weg zu sein. Ebenfalls finde ich es auch total toll gleichaltrige, die den gleichen Sport ausüben, um sich zu haben.“

  • Jannik: “Ich war einer, der immer unter Heimweh gelitten hat – und meine Eltern wussten das.


Wie hat man dich in der Fremde aufgenommen?

  • Leonie: „In der neuen Schule und Umgebung wurde ich sehr herzlich aufgenommen. Die Lehrer, Trainer sowie meine Erzieher/innen waren alle sehr unterstützend und nett zu mir. Diese Gemeinschaft hat mir sehr geholfen, mich schneller einzuleben. Und ich bin sehr dankbar dafür, für die schönen Momente, die wir alle gemeinsam erlebt haben.“

  • Paul: „Man hat mich sehr gut aufgenommen in Regensburg, sei es in der Mannschaft, Internat oder Schule. Als Südtiroler in Bayern denke ich, fühlt man sich ziemlich schnell wohl. Die Menschen waren offen und freundlich, die bayerische Art gefiel mir sehr. Ich habe mich überall schnell wohl gefühlt, gut integriert und an die Zeit im Internat werde ich mich bestimmt lange erinnern.“

  • Frederik: „Sehr gut, ich hatte auch aber auch zwei Kollegen aus meinem Internat dabei, also war ich nie wirklich alleine.“

  • Jannik: Er zog in die Familie eines kroatischen Trainers ein zu der er im Interview folgendes sagt: „Die Familie hat mir damals sehr viel geholfen. Und sie sind menschlich … richtige Supermenschen.“


Welche Opfer muss man bringen, wenn man eine solche Entscheidung trifft?

  • Leonie: „Es erfordert große Opfer, wenn man sich so früh entscheidet, seine Heimat für den Sport zu verlassen. Man verpasst viele Momente mit der Familie und Freunden. Außerdem muss man viel Disziplin aufbringen, um sowohl im Sport als auch in der Schule erfolgreich zu sein. Freizeit und normale Hobbys treten oft in den Hintergrund, weil man sich voll und ganz auf das Training konzentriert.“

  • Paul: „Die Opfer, die man bringen muss, wenn man sich entscheidet so früh fortzugehen sind einige; man hat schon mit 15 Jahren jeden Tag Training manchmal auch zwei Mal am Tag und an den Wochenenden Spiele, man verlässt sein Zuhause und die Familie und sieht sie für lange Zeiträume nicht, man verlässt auch die eigenen Freunde und Bekannte und den Kontakt zu erhalten ist natürlich möglich, aber durch Schule und Sport bleibt nicht viel Zeit und Energie übrig, man beginnt quasi ein „neues Leben“. Dadurch, dass ich in einem Sportinternat gewohnt habe, wo ich mit ca. 30 anderen Sportlern zusammengewohnt habe, war ich in der wenigen Freizeit, die ich hatte, jedoch immer in guter Gesellschaft und nie allein was von mir aus sehr wichtig war.“

  • Frederik: „Den Luxus der vielen Freizeit verliert man, jedoch finde ich das nicht sonderlich schlimm, da es ja immer Training gibt.“

  • Jannik: Aus dem Interview mit Zeit–Online geht indirekt hervor, dass es nicht leicht gewesen ist. Seine Aussage:“ Ich wollte das durchstehen. Wenn man etwas will, geht es ein bisschen leichter.
     

Wie hat das mit der Schule funktioniert?

  • Leonie: „Die Kombination zwischen Schule und Sport war ideal. Ich konnte eine optimale Ausbildung durchlaufen und mich gleichzeitig auf den Sport konzentrieren. Durch diese gute Balance wurde mir die Möglichkeit geboten, in beiden Bereichen gute Fortschritte zu machen.“

  • Paul: „Die Schule hing mit dem Sport gar nicht zusammen, im Gegenteil als Sportler wurde man, wie ich es empfand, am Gymnasium eher negativ angesehen da man sich nicht voll auf die Schule konzentrieren kann und vielleicht nicht dieselben Ziele wie andere Schüler hat. Für mich war der Übergang zum Gymnasium in Bayern sehr schwierig da sie in allen Fächern, soweit ich die Fächer vorher überhaupt schon hatte, mit dem Stoff schon viel fortgeschrittener waren und in Verbindung mit dem Sport war es mir kaum möglich alles nachzuholen bzw. am Ball zu bleiben. Es blieb sehr wenig Zeit zum Lernen, es ist mir aber letztendlich trotz allem gelungen das Abitur zu schaffen und etwas habe ich bestimmt aus dem Gymnasium mitgenommen.“

  • Frederik: „Sehr gut, da die Schule wirklich anders ist als eine normale Schule und hier viel Augenmerk auf den Sport gelenkt wird. Ebenfalls denke ich, dass das auch daran liegt, dass die normale Schule in Bayern schwerer ist als in Italien.“

  • Jannik: Dazu steht im Interview nichts. Ich glaube mich an ein Interview erinnern zu können, dass Schule nur bis zur Mittelschule passabel bzw. interessant war, danach weniger.


Was würdest du einem Jugendlichen (ab 13 Jahre) empfehlen, wenn diese/r den Weg gehen möchte, den du gegangen bist?

  • Leonie: „Ich würde einem Jugendlichen raten, sich gut zu überlegen, ob er wirklich bereit ist, die Opfer zu bringen, die dieser Weg erfordert. Denn es ist ausschlaggebend, eine starke Leidenschaft für den Sport zu haben, da dies der Antrieb ist, der einen durch die schwierigen Zeiten bringt. Meiner Meinung nach, wenn man es nicht zu 180% will, macht es in so jungen Jahren keinen Sinn sein zu Hause zu verlassen, denn es erfordert viel Disziplin und Willen, um diesen Weg durchzuziehen. Die Unterstützung von der Familie ist ebenfalls sehr relevant.“ Werden diese Faktoren jedoch erfüllt, dann kann dieser Weg unglaublich lohnend und bereichernd sein. Es gibt einem die Chance, seine Träume zu verwirklichen und über sich selbst hinauszuwachsen. Man lernt, was es bedeutet, hart zu arbeiten, Rückschläge zu überwinden und für seine Ziele zu kämpfen. Diese Erfahrungen prägen nicht nur die sportliche Karriere, sondern auch die eigene Persönlichkeit. Zudem entsteht eine einzigartige Gemeinschaft mit neuen Freunden, die den gleichen Weg gehen. Wenn man also die nötige Leidenschaft, Disziplin und Unterstützung hat, kann diese Entscheidung der Beginn einer aufregenden und erfolgreichen Reise sein.“
  • Paul: „Ich würde anderen Jugendlichen empfehlen sich im Vornherein vor allem mit dem schulischen Teil, je nachdem wo man hingehen möchte, zu befassen. Der Sport verlangt einem viel Energie und Zeit ab, wenn man es so professionell machen will und da ist es sehr mühsam und Kräfte zehrend, wenn die Schule einem fast gleich viel Kraft und Nerven kostet wie der Sport. Ich finde eine gute schulische Ausbildung ist auch als Sportler sehr wichtig, jedoch sollte es nicht zu etwas Unmöglichem werden diese zu absolvieren. Im Grunde bin ich wegen dem Sport nach Regensburg gegangen und ich denke, wenn man die Heimat als Sportler so früh verlässt tut man es auch nur dafür. Ich hätte mir rückblickend gewünscht mich mehr auf den Sport fokussieren zu können. Was ich noch empfehlen würde, ist den Kontakt zu Freunden und Familie so gut wie möglich aufrechtzuerhalten. Heutzutage gibt es auch viele Möglichkeiten dazu (Video calls usw.). Wenn sich jemand dazu entscheidet so früh fortzugehen und ein neues Kapitel beginnen möchte denke ich ist das in jeder Hinsicht eine gute Sache. Man braucht zwar anfangs viel Durchhaltevermögen, aber wenn man entschlossen ist diesen Weg zu gehen wird man am Ende belohnt.“

  • Frederik: „Wirklich die Entscheidung voll zu leben und die Möglichkeiten, die man durch ein Ski Internat bekommt, so zu nutzen, dass man mit vollen Fokus die ganze Zeit beim Training ist. Und schnell die Leute ansprechen und kennen lernen, da man mit denen zusammen lebt.“
  • Jannik: Im Interview gibt er keine Empfehlung ab, aber für ihn sei es wichtig gewesen immer 100% zu geben. „Ich habe bis jetzt immer probiert, das Beste zu geben, und ich glaube, dass dann etwas Positives kommen muss. Bei mir ist es relativ früh gekommen.“


Was ist dein Fazit?

  • Leonie: Mein Fazit ist, dass es sich für mich persönlich gelohnt hat, diesen Weg zu gehen. Obwohl es nicht immer einfach war und ich viele Herausforderungen meistern musste, habe ich viel gelernt – nicht nur im Sport, sondern auch fürs Leben. Die Erfahrungen, die ich gesammelt habe, die wahren Freunde die ich gefunden habe und die Disziplin, die ich entwickelt habe, werden mir auf meinem weiteren Weg helfen. Ich bin dankbar für die Unterstützung, die ich erhalten habe, und stolz auf das, was ich bisher erreicht habe.“
  • Paul: Mein Fazit von den 3 Jahren in Regensburg ist, dass ich eine Menge neuer Erfahrungen gemacht habe, sei es im Sport als auch im täglichen Leben, ich habe auch viele neue Freundschaften geschlossen und viel gelernt. Die sportliche Ausbildung war sehr hart, ich bin heute aber froh darüber und kann meiner Leidenschaft dem Eishockey heutzutage immer noch nachgehen.“

  • Frederik: Es ist eine phantastische Erfahrung, und eine der besten Möglichkeiten sich in dem jeweiligen Sport zu verbessern. Und wenn man solch eine Möglichkeit bekommt sie es so gut es geht zu nutzen.“

  • Jannik: Wenn Jannik zu einer Frage des Journalisten folgendes sagt: „Ich bin immer ein ehrlicher Mensch gewesen und eigentlich immer sehr direkt. Also, ich bin nicht so einer, der rechts und links … ich bin relativ geradeaus. Es war sehr schwierig. Aber ich spürte, das Ranking ist nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist: Wie viel besser bin ich in einem Jahr geworden?“ dann ist das ein allgemeiner Hinweis auf seine Art, wie er die große Herausforderung gemeistert hat.

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