Aber was unterscheidet Spitzensportler von uns Normalbürgern? Ist es das Talent oder die Vererbung, die sie ganz nach oben führen oder braucht es noch andere Fähigkeiten? Und ja, es braucht Talent und es braucht auch einen begnadeten Körper, denn diese sind für ganz viele Sportarten die Basis für herausragende Leistungen. Aber nur diese beiden Eigenschaften machen aus einem hoffnungsvollen Talent noch keinen Weltklasseathleten.
Der Weg nach oben (wenige Ausnahmen gibt es) ist mit sehr vielen Hindernissen gepflastert. Unzählige kleinere und größere Verletzungen, Niederlagen(-serien), Ungerechtigkeiten, Finanzprobleme oder einfach nur Lernstillstände (die eigentlich normal sind), sind sehr belastende Hindernisse, die es zu überwinden gilt.
Nach all den Jahren, in denen ich das Vergnügen hatte mit Spitzensportlern zu arbeiten, bin ich heute mehr denn je überzeugt, dass zwei Eigenschaften ganz besonders wichtig sind, um an die Weltspitze zu kommen. Es sind dies der „Glaube es schaffen zu können“ und die sog. „Beißer Eigenschaft“, die allerdings infolge eines starken Glaubens entsteht.
Nur wenn man sich vorstellen kann, ein Ziel erreichen zu können, wenn man also an die eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten glaubt, entsteht Antriebsenergie (Motivation). Dies ist das „Benzin für unseren Motor“, ohne das wir nicht aktiv werden können und in der Folge Herausforderungssituationen vermeiden. Die Evolution hat uns in einer Zeit als Energiesparen noch mit Überleben gleichzusetzen war einen Energiespar-Schalter eingebaut, der uns nur dann aktiv werden lässt, wenn wir uns einen Erfolg vorstellen können.
Ein verblüffendes, wenn auf fragwürdiges Experiment mit Ratten hat in den 60iger Jahren für Erstaunen und viel Diskussion gesorgt. Man hat 4 Ratten in ein zylindrisches Glas mit Wasser gegeben. Während 2 Tiere im ersten Glas nach 15 min ertranken, gab man ins zweite Glas – kurz bevor die Tiere ertranken – eine Art Leiter, durch die sie dem Tod entkamen.
Bei einem zweiten Versuch mit den zwei überlebenden Ratten (sie wurden wiederum in ein Glas mit Wasser gegeben) überlebten die Ratten 60 Stunden. Aufgeben war anscheinend mit der Erfahrung des ersten Testdurchganges für diese Tiere keine Option.
Erfolgserfahrungen (besonders die im Kindesalter) scheinen für unseren Glauben „etwas schaffen zu können“ sehr wichtig zu sein. Spitzensportler waren oft in ihren Jugendjahren sehr erfolgreich, das mag ihren Glauben ein Ziel erreichen zu können, aber auch ihre Leidensfähigkeit enorm gestärkt haben. Die allermeisten haben aber nicht das Glück vieler Erfolgserlebnisse, aber hier kommt das sog. Selbstwirksamkeitstraining ins Spiel. Sich als wirksam zu erleben ist eine Frage der Perspektive und in der Folge der Selbsteinschätzung. Das Training der Selbstwirksamkeit verfolgt das Ziel einer verbesserten Selbstwahrnehmung, denn wer nicht an sich glaubt, hat schon verloren.
Der Körper folgt dem Geist.
Bruce Lee