Vertrauen ist keine gottgegebene Eigenschaft oder Fertigkeit, sie ist vielmehr das Ergebnis vieler verschiedener Handlungen, durch die dem Partner Respekt, Achtung und Anerkennung entgegengebracht werden. Aus diesem Grund spricht man von „Vertrauensbildung“. Hat sich Vertrauen zwischen zwei oder mehreren Personen entwickelt, ist dies, und dessen sollte sich jeder Trainer bewusst sein, ein vorübergehender Zustand, der gepflegt werden will, soll er für längere Zeit bestehen. Deshalb spricht man von „Vertrauens- oder Beziehungspflege“ und auch dies ist eine wichtige Traineraufgabe.
Der Beziehungsstart
Wenn Sportpsychologen bzw. Mentaltrainer von Verbandspräsidenten oder Vereinen gerufen werden, dann ist leider oft schon das „Kind in den Brunnen gefallen“. Beziehungsanalysen zeigen dann sehr häufig auf, dass der Beziehungsstart schlecht gestaltet wurde. Zu Beginn jeder Beziehung sollte genug Zeit dafür verwendet werden, sehr transparent sich darüber auszutauschen, was von wem verlangt wird. In ersten Treffen soll der/die Trainer/in mit den Athleten (ob Individual- oder Mannschaftssport ist unerheblich) seine Vorstellungen von Regeln und Trainingsabläufen darstellen. Was dem/der Trainer/in besonders wichtig ist und was weniger muss von Anfang an klar sein, damit keine Missverständnisse entstehen. Dabei sollte er/sie sehr vorbereitet in diese Treffen gehen und nur jene Regeln und Trainingsabläufe benennen, die dann auch wirklich Stand halten.
Genauso wichtig ist es auch, dass sich der/die Trainer/in auch Athleten und Vereinsvorstände in die Verantwortung für die Beziehung mit hereinnehmen. Z.B. könnten Athleten selber Gruppenregeln entwickeln oder in Abwechslung kleine Geldbeträge für Regelübertretungen (z.B. zu spät kommen) kassieren. Das stärkt die gemeinsame Verantwortung für die Beziehung.
Ganz wichtig! Solche Treffen, die zu Beginn einer Zusammenarbeit unabdingbar sind, müssen in regelmäßigen Abständen (z.B. alle 2 Monate) unbedingt wiederholt werden, um zu überprüfen, was von den Vereinbarungen gut läuft und was weniger. Und ja, natürlich müssen Vereinbarungen auch ausgetauscht werden können.
In unseren Seminaren stellen wir immer wieder fest, dass engagiert und motiviert arbeitende Trainer sehr einfallsreich sind, wenn es um Vertrauensbildung und Vertrauenspflege geht. Es gibt sehr viele individuelle Wege, um dieser Aufgabe mit Spaß und Hingabe nachzukommen. Wir ermutigen die Trainer, diese individuellen Wege weiter zu gehen, denn jeder von uns ist in dem besonders stark, was zu ihm passt. Aber auch hier gilt der Grundsatz, dass es niemanden schadet, wenn er das eigene Verhalten etwas kritischer betrachtet.
„Günstiges Trainerverhalten“ – Leitfaden zum Vertrauensaufbau und zur Motivierung nach Petermann (1996)
Vertrauensaufbau
- Das Training klar, transparent und direkt beschreiben.
- Das eigene Handeln strukturieren.
- Durchschaubar handeln.
- Den Jugendlichen gegenüber zugewandtes Verhalten zeigen.
- Zuversichtliche Bemerkungen an die Jugendlichen richten.
- Die Jugendlichen direkt ansprechen und fragen.
- Störungen vorrangig behandeln.
- In kritischen Situationen unterstützen und vermitteln.
- Fehlschläge, Rückschläge klären und entschärfen.
- Freude zeigen, loben, aber auch berechtigten Ärger ausdrücken.
- Auch kleine Entwicklungsschritte beachten und würdigen.
Motivierung
- Die Jugendlichen als Person akzeptieren.
- Interesse an der Person und ihren Problemen zeigen.
- Informationen der Jugendlichen vertraulich behandeln.
- Entwicklungsstand der Jugendlichen berücksichtigen und mit ihnen Perspektiven entwickeln.
- Mitbestimmung gewähren, um Eigeninitiative zu fördern.
- Gezielte Übertragung von Verantwortung.
- Durchschaubarkeit und Zuverlässigkeit im Handeln.
- Anforderungen stellen, die zu bewältigen sind, und gezielte Rückmeldungen geben.
- Lob und Unterstützung gezielt einsetzen.
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