Selbstmitgefühl
Die allermeisten Menschen, die unglücklich und unzufrieden sind, sind mit sich nicht einverstanden. Schwierige Zeiten sind für sie doppelt so schwer zu ertragen, weil sie sich die Schuld für ihr Unglück geben und keinerlei Mitgefühl mit sich selber haben. Man könnte sagen, dass sie ihr bitterster Kritiker sind. Was sie anderen gerne durchgehen lassen, geht bei ihnen selber nicht.
Auswirkungen
Menschen mit einem schwachen Selbstmitgefühl denken überwiegend über die Vergangenheit und die Zukunft nach. In der Vergangenheit drehen sich ihre Gedanken über entgangene Chancen und/oder begangene Fehler, die nicht passieren hätten dürfen. Wenn sie über die Zukunft nachdenken oder bevorstehende Herausforderungen, sind sie von Angst erfüllt, weil mögliche Fehler eben nicht geschehen dürfen. Ein schwaches Selbstmitgefühl ist auch eine Ursache für verstärktes Vergleichsdenken. Dass sich Menschen vergleichen ist normal, dass man sich aber immer wieder mit anderen vergleicht, die in einem bestimmten Bereich besser sind, führt zu Dauerstress und macht krank. Zu all dem gesellt sich dann noch die Vermeidung von neuen Herausforderungen, was den „Teufelskreislauf“ schließt.
Wie man zum/r eigenen Freund/in werden kann!
Zunächst einmal sollte man genauer hinschauen, wo (in welchen Lebensbereichen) und wie man mit sich selber umgeht. Ob man sich dieselben Rechte zugesteht, die man auch anderen zugesteht oder ob man gegenüber sich selber überhart ist. Da gibt es Fragebögen dazu, mit denen man genau diese Informationen einholen kann. Hier einige Beispiele von Fragen:
Ich nehme mir das Recht heraus:
- alle Rechte in Anspruch zu nehmen, wie ich sie auch anderen zugestehe,
- dumme Fehler zu machen,
- meine Neigungen und Interessen zu leben, solange die Rechte anderer nicht eingeschränkt oder verletzt werden,
- nein zu sagen, wenn ich nicht will
usw.
Diese allgemeinen Informationen werden dann spezifiziert und genauer beschrieben. Dann aber geht es ins Training, denn antrainierte Gewohnheiten und dazu gehört auch das automatische Denken, müssen immer wieder unterbrochen und durch neue Verhaltensalternativen (im Denken und Handeln) ersetzt werden.
Das Ziel des Trainings ist die Stärkung der Ich-freundlichen inneren Stimme (von mir auch „Anwalt“ genannt), die uns ermuntert, Lob und Lebensrechte in Anspruch zu nehmen und uns als jemand von vielen zu sehen, die wir alle nur mit Wasser kochen und manchmal scheitern können und dürfen. Wenn dann der innere Kritiker (von mir Staatsanwalt genannt) die Oberhand verliert, ist das Selbstmitgefühl wieder in einem guten Gleichgewicht.