Unser Ärger-Gefühl
Wie war die letzte Woche für Sie? Haben Sie sich geärgert, vielleicht über sich selber, weil Sie einen dummen Fehler gemacht haben oder wieder mal in einer speziellen Situation nicht das gesagt haben, was Sie wollten? Oder haben Sie sich vielleicht über den Nachbarn geärgert, der unverbesserlich die Musik überlaut „genießt“ und Sie damit zur Weißglut bringt?
Es gibt wohl kaum einen Tag, wo wir uns nicht ärgern. Aber wieso entwickeln wir dieses Gefühl, das in den allermeisten Fällen sehr unangenehm ist. Hat dieses Gefühl irgendeine Funktion und wenn ja, welche?
Welche Aufgabe erfüllt das Ärger-Gefühl?
Jedes menschliche Gefühl erfüllt einen Sinn. Der Ärger zeigt auf, was wir nicht wollen, was uns stört bzw. was wir ablehnen. Zunächst einmal ist das Gefühl des Ärgers also ein Signalschild, das uns Informationen über unsere eigene Haltung bzw. Befindlichkeit liefert. Aber dabei bleibt es nicht, in der Folge treibt uns Ärger auch an, Dinge im Sinne der eigenen Haltung zu verändern. Ohne Ärger würden wir viel zu viel über uns ergehen lassen und nicht merken, dass wir was anderes brauchen.
Wann hilft, wann schadet Ärger?
Die Unterüberschrift drückt es bereits aus. Wie alle Dinge, die etwas Positives bewirken können, kann Ärger natürlich auch schaden. Und zwar so, dass das psychische Gleichgewicht aus den Fugen gerät und natürlich auch körperliche Beschwerden auftreten können. Beim Ärger ist es so, wie mit allen anderen Sinnen. „Die Dosis macht das Gift“ (Paracelsus).
Ärger ist also nicht grundsätzlich falsch oder negativ. Er kann motivieren Haltungen bzw. Handlungen zu überdenken, um etwas Besseres zu erreichen. Ärger kann aber auch zu einer Dauerbelastung für Körper und Seele werden, wenn man sich unentwegt seinen Ärger-Gedanken aussetzt und nichts anderes mehr zulässt oder zulassen kann.
Deshalb…
Untersuchen Sie Ihr Ärger-Gefühl! All zu oft ärgern wir uns über Dinge, die wir nicht verändern können. In vielen Fällen kann uns der Ärger helfen Veränderungsschritte in Gang zu setzen, aber in genau so vielen anderen Fällen müssen wir akzeptieren, nichts verändern zu können.
Begrenzen Sie ihr Ärger-Gefühl in jedem Fall zeitlich, sodass Sie sich für andere Wahrnehmungen frei machen können. Es macht keinen Sinn sich übermäßig lange mit einem Ärgernis auseinander zu setzen, weil eine Lösung durch allzu langes Nachdenken nicht greifbarer wird. Im Gegenteil, fast immer sind kürzere Analysen besser. Zudem blockiert der dauerhafte Fokus auf Ärger andere, gute und heilsame Emotionen, wie Humor, Freude usw. Es gibt da ein Sprichwort, das da lautet: „Du kannst dich den ganzen Tag über etwas ärgern, aber du bist nicht verpflichtet dazu!“.
Ärger als Signal! Überdauerndes und unentwegtes verärgert sein über sich und andere ist ein deutliches Signal dafür, dass Sie mit einem Psychologen/Psychotherapeuten an der Entwicklung von besseren Strategien arbeiten sollten.