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Leistungsfähigkeit und Erwartungen

Erwartungen – Fluch oder Segen?

Wir haben sie ständig, auch wenn wir sie nicht immer bewusst wahrnehmen. Wir begegnen anderen Personen und Situationen mit Erwartungen. Diese können positiv, neutral oder negativ sein und bestimmen weitgehend unser Verhalten.

Ich arbeite bereits seit Jahren als sportpsychologischer Berater in Sportschulen und da ist mir bis heute eine sehr aufschlussreiche und auch lustige Erfahrung geblieben, die meinen Fokus noch mehr auf das so wichtige Thema „ERWARTUNGEN“ lenkte. Ich hatte 2 Erstgespräche mit Athleten (Ski alpin) geplant, natürlich einzeln. Dazu ist zu sagen, dass ich in den ersten 2 bis 3 Gesprächen Informationen sammle und entsprechende Tests durchführe. Eine Frage lautet, welche Wettkampfbedingungen leistungsfördernd und welche nicht leistungsfördernd sind. Diese Frage ist sehr wichtig, denn sie verrät mir viel über Denk- und Reaktionsweise des Athleten.

Der erste Athlet (17 Jahre) erzählte mir, dass er bei Nebel immer schlechte Leistungen erzielen würde. Schon wenn er in der Früh rausschaue und Nebel oder schlechtes Wetter wahrnehme, sei der Tag fast schon gelaufen und der Wettkampf ginge meistens schief (er könne seine Leistung unter diesen Bedingungen nicht oder schlecht umsetzen). Gleich nach diesem Athleten kam ein zweiter Skifahrer (18 Jahre), dem ich natürlich die gleiche Frage stellte. Und seine Antwort brachte zum Lachen und gleichzeitig bekam ich noch einmal den Nachweis, wie wichtig unsere Erwartungen sind. Er sagte, dass er bei Nebel und schlechtem Wetter seine besten Leistungen erbringen würde. Ich fragte ihn, ob er eine Erklärung dafür habe und die Antwort hatte es in sich. Er sagte, dass er wisse, dass Nebel und schlechtes Wetter für andere Athleten ein Problem sei und das motiviere und aktiviere ihn ganz besonders. Er freue sich dann auf den Wettkampf und mache auch viel weniger Fehler. Bei schlechtem Wetter und Nebel seien seine Ergebnisse gut.

Da ich mich mit den Aussagen der beiden Athleten alleine nicht zufriedengeben wollte, befragte ich die Trainer der beiden, inwieweit sie die Aussagen der beiden bestätigen konnten. Und ja, es war auch in den Augen der Trainer genauso, wie es die beiden Jungs gesagt hatten.

Wir alle kennen dieses Phänomen aus eigener Erfahrung. Situationen, die laut unserer Einschätzung nicht oder kaum bewältigbar sind, führen dazu, dass wir uns genau das beweisen. Die sich selbst erfüllende Prophezeiung (the self-fulfilling prophecy) bestimmt unser Verhalten und hierzu gibt es viele Studien, die das hinreichend beweisen.

Diese lustige und gleichzeitig so wertvollge Erfahrung hat mir in meiner Arbeit sehr geholfen, denn wer die wirklichen Erwartungshaltungen eines Menschen kennt, hat den ersten wichtigen Schritt getan. 

Martin Volgger

Die Einstellung zu einer Sache ist entscheidend, nicht die Sache selbst.

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